Im Rahmen von Workshops und Interviews mit Schlüsselakteuren aus der brandenburgischen Wirtschaft und Forschung konnten insgesamt acht Handlungsfelder identifiziert werden, in denen konkrete Maßnahmen zum Einsatz von KI in Unternehmen als besonders zielführend erachtet werden. Dabei wurde explizit die spezifische Akteurslandschaft Brandenburgs berücksichtigt, die vorwiegend aus Klein- und Kleinstunternehmen besteht. Beim Großteil dieser Unternehmen handelt es sich um potenzielle KI-Anwender. Darüber hinaus gibt es auf Unternehmensseite KI-Anbieter und Akteure, die als Enabler zusammengefasst sind.

Bei der Konzeptionierung der konkreten Maßnahmen wurden auch regionale Unterschiede berücksichtigt: die auf die Region Lausitz begrenzten Fördermittel zur Strukturentwicklung, der Vernetzungsgrad mit Berlin im Großraum Berlin-Brandenburg und die Bedarfe technologieferner Kleinstunternehmen im übrigen Flächenland Brandenburg. Allesamt zielen die Maßnahmen auf die Unterstützung der Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz der Unternehmen im Land ab.

Wichtige Elemente der Maßnahmen sind neben der Nutzung der im Revier Lausitz verfügbaren Fördermittel für KI die Schaffung einer transparenten und übersichtlichen Struktur der Ansprechpartner und Enabler. Dabei soll eine zentrale Anlaufstelle KI als Erstansprechpartner in Brandenburg für Unternehmen fungieren, die sich generell oder zum ersten Mal mit Aspekten der KI-Nutzung beschäftigen.

KI-Infrastruktur

Neben den zentralen vier europäischen Märkten Frankfurt, London, Amsterdam und Paris können neun weitere Märkte für Daten- oder Rechenzentren in Europa als Sekundärmarkt identifiziert werden: Zu diesen gehört neben Warschau, Prag, Wien oder Zürich unter anderem auch Berlin[1]. Diese Städte haben jeweils ihre eigenen lokalen Ökosysteme von Anbietern von Cloud-Diensten, Entwicklern, Investoren und Nutzern. Das Land Brandenburg sollte sich diese Entwicklung in der Metropolregion Berlin im Rahmen seiner KI-Strategie zunutze machen.

Infrastruktur für den Einsatz von KI umfasst die digitale Infrastruktur, die Energieversorgung, Internetanbindung und Rechenressourcen. Einige KI-Anwendungen sind besonders rechenintensiv. Insbesondere Anwendungen aus dem Bereich Maschinelles Lernen (ML) benötigen häufig große Datenmengen und Rechenressourcen für ein effektives Training der ML-Modelle. Da dieses Training derzeit oft auf Cloud-Systemen durchgeführt wird, können je nach Internetverbindung und Anwendung Probleme wegen mangelnder Bandbreite oder großer Übermittlungslatenzen auftreten. Auch der Strompreis und sogar die Verfügbarkeit der erforderlichen Energiemengen werden in manchen Anwendungen künftig relevante Faktoren sein. Der Einsatz lokaler Rechenzentren könnte hier effizienter und zuverlässiger sein. Allerdings müssen KI-Modelle zumeist nicht permanent neu trainiert werden und der Betrieb eines eigenen Rechenzentrums, welches die meiste Zeit ungenutzt bliebe, wäre unnötig kostenintensiv und für viele Unternehmen nicht wirtschaftlich.

Eine weitere Anforderung an eine zukunftsfähige KI-Infrastruktur ist die Garantie der Datensouveränität der Datengebenden, da eine nachhaltbare Datennutzungskontrolle für viele Unternehmen Voraussetzung für die Teilnahme an Datenaustausch (Data Sharing) oder Datenhandel ist. Auf europäischer Ebene wird gerade mit GAIA-X ein technischer Rahmen entwickelt, der die Wahrung der Datensouveränität in Digitalen Ökosystemen ermöglichen soll.

 

Konkrete Maßnahmen im Handlungsfeld digitale Infrastruktur:

Umsetzung der Machbarkeitsstudie zur Dateninfrastruktur, Umsetzungsplanung Hyperscaler Infrastruktur

Vor dem Hintergrund der benötigten Dateninfrastruktur für KI-Anwendungen und dem wachsenden Berliner Markt für Daten- und Rechenzentren ist als absichernde Maßnahme die Durchführung einer Machbarkeitsstudie zur Dateninfrastruktur im Land Brandenburg anzuraten, wie sie auch in Nordrhein-Westfahlen für das Rheinische Braunkohlerevier erfolgte [2]. Im Rahmen einer solchen Studie lässt sich klären, ob und falls ja wo und wie sich die Machbarkeit eines von Hyperscaler-Rechenzentrums mit seinen den volkswirtschaftlichen Auswirkungen und Rahmenbedingungen zur Umsetzung für das Land Brandenburg realisieren lassen lässt. Die Umsetzung der Planung soll bis Ende 2024 erfolgen. 

Umsetzung Initiative „Kommunale Rechenzentren Lausitz“ 

Im besonderen Fokus der Unterstützung von innovativen Projekten steht das Lausitzer Revier, für das die Staatskanzlei des Landes Brandenburg die Förderrichtlinie „Strukturentwicklung Lausitz“ aufgesetzt hat. Damit werden die Finanzhilfen des Investitionsgesetzes Kohleregionen (InvKG) umgesetzt. Zur Durchführung wurde die Wirtschaftsregion Lausitz GmbH (WRL) ins Leben gerufen, wobei Projektbestätigung und Auszahlung jeweils durch die interministerielle Arbeitsgruppe (IMAG Lausitz) bzw. die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) geschehen. Die Förderthemen des Programms umfassen u. a. Digitalisierung, Breitband- und Mobilfunkausbau und damit spezifisch auch kommunale Rechenzentren sowie Infrastrukturen für Forschung, Innovation und Technologietransfer [3].

Investitionen im Rahmen der Förderrichtlinie können IKT, Wirtschaftsgüter und bauliche Investitionen umfassen, allerdings z. B. keine Personal- und Sachausgaben oder Finanzierungskosten. Im Grenzfall können bis zu 15 Millionen Euro abgerufen werden, wobei zusätzlich ein Eigenanteil von mindestens 20 Prozent erbracht werden muss.

Rechenressourcen bilden die Grundlage zahlreicher KI-Anwendungen, insbesondere hinsichtlich des Trainings großer Datenmengen. Um diese Grundlage bereitzustellen, sollen im Rahmen der „Strukturentwicklung Lausitz“ Rechenzentren in der Lausitz gefördert werden, die von den lokalen, regionalen und landesweiten Unternehmen genutzt werden können.

Die Größe der Rechenzentren hängt im Rahmen dieses Finanzierungsweges von den Möglichkeiten der Zuwendungsempfänger [4] ab, die entsprechend nötigen Eigenanteile von mindestens 20 Prozent bei größeren Projekten zu stemmen. Hier liegt trotz attraktiver Fördermodalitäten die Herausforderung für entsprechende Projekte in der strukturschwachen Region.

Umsetzung von verteilten Rechenzentren in der Region Lausitz

Um der Herausforderung der Unternehmen in strukturschwachen Regionen zu begegnen, die nötigen Eigenanteile zu erbringen, soll alternativ der Aufbau verteilter Rechenzentren initiiert werden. Dabei handelt es sich um jeweils mehrere koordiniert aufgebaute sehr kleine oder kleine Rechenzentren, wobei die Größe den jeweiligen lokalen oder regionalen Möglichkeiten zur Erbringung der Eigenanteile entspricht. Die Projektergebnisse sollen schließlich in ein virtuelles Rechenzentrum münden, dessen Kapazität eine Passfähigkeit zu den Marktanforderungen erlaubt. Ein Vorteil verteilter Rechenzentren ist der ebenfalls regional verteilte Energiebedarf, sodass die Einschränkungen für die Standortwahl geringer ausfallen. Ein Nachteil verteilter Rechenzentren ist der höhere Anspruch an die jeweils regional vorliegende Internetanbindung.

Beide angedachten Formen zielen auf den Aufbau von Computing-Ressourcen ab, die konform zu europäischen Regularien und Standards genutzt werden können, die insbesondere auch anschlussfähig zu GAIA-X sowie klimaschonend und kostengünstig sind. Beide Varianten und vor allem die verteilten Rechenzentren in der Region Lausitz sollen mit Unterstützung der vorhandenen Netzwerke und der zentralen Anlaufstelle initiiert werden. Dafür ist es nötig, dass die zentrale Anlaufstelle einen intensiven Austausch mit den relevanten Gebietskörperschaften und öffentlichen sowie privaten Trägern in den Kreisen der Lausitz aufbaut. Geprüft werden sollte, ob eine finanzielle Förderung der Gebietskörperschaften bei der Konzeption der entsprechenden Projekte im Rahmen bestehender Fördermaßnahmen möglich ist.

Umsetzung kommunaler Rechenzentren durch Krankenhäuser

Krankenhäuser oder Krankenhausverbünde haben durch ihren Bedarf an Rechenkapazitäten und der Arbeit mit besonders vulnerablen Patientendaten ein besonderes Interesse am Ausbau und der Nutzung eigener Rechenzentren. Diese Potenzial kann genutzt werden um freie Kapazitäten in diesen besonders sicheren Rechenzentren für andere kommerzielle Zwecke bereitzustellen und damit neue Geschäftsfelder für die Krankenhäuser zu eröffnen. Einzelne Krankenhäuser haben hierzu ihr Interesse bekundet.

Umsetzung kommunaler Rechenzentren durch weitere kommunale Akteure

Andere Unternehmen als Träger kommunaler Rechenzentren sind denkbar. Diese sind jedoch für dieses Thema jedoch wenig sensibilisiert. Eine Ansprache der Unternehmen durch die ZAKI kann über die regionalen IHKs erfolgen.

 

Best Practice und Leuchttürme

Best-Practice-Beispiele wurden von den brandenburgischen Schlüsselakteuren als wichtiges Instrument zur Sensibilisierung brandenburgischer Unternehmen für die Vorteile von KI-Anwendungen betrachtet, da ein großes Hemmnis bei der Erschließung des Wertschöpfungspotenzials von KI ist, dass Unternehmen keine klaren Vorstellungen zu möglichen Anwendungsfällen haben. Somit ist es wichtig, Beispiele zu sammeln und in ihrer Region verfügbar zu haben, in denen ein ihnen ähnlicher Akteur sich durch den Einsatz von KI einen Marktvorteil erarbeitet hat. Best-Practice-Beispiele der Forschung und Entwicklung aus der Breite der brandenburgischen Wirtschaft können diese Rolle erfüllen und sollten daher gezielt unterstützt, erfasst und zielgruppengerecht aufbereitet werden. Hierdurch sollen allen voran kleine Betriebe und Wirtschaftsakteure angesprochen werden.

Auch für KI-Anbieter ist es wichtig, Brandenburg als Standort mit Potenzial wahrzunehmen. Bei dieser Akteursgruppe geht es nicht in erster Linie darum, ihre Vorstellungskraft anzuregen, sondern ihnen zu veranschaulichen, wie Technologietransfer im Land Brandenburg erfolgreich sein kann. Daher sind ausgewählte Beispiele hochinnovativer und wirtschaftlich erfolgreicher Forschungstransferprojekte für diese Akteursgruppe aufzusetzen, die als Leuchttürme mit großer Strahlkraft effektiver als eine breite Sammlung von Best-Practice-Beispielen auf nationaler und europäischer Ebene wirken. Hierzu gehören auch mögliche regionale Schaufenster oder Testfelder, in denen sich branchenspezifische Lösungen praxisnah erproben und präsentieren lassen. Ein kritischer Erfolgsfaktor hierbei ist die effiziente Einbindung relevanter KI-Akteure über die Berliner Digitalwirtschaft. 

KI-Enabler spielen bei der Anbahnung, Umsetzung, Sammlung und Kommunikation von Best Practices und Leuchtturmprojekten eine wichtige Rolle. Zum einen haben sie eine Multiplikatorenfunktion, was die Zielgruppenansprache mit entsprechend aufbereiteten Materialien über Best Practices und Leuchttürme betrifft. Des Weiteren haben sie Kenntnis von konkreten KI-Anwendungsvorhaben, die als Best Practices oder Leuchttürme dienen können. Weiterhin sind sie in ihrer Funktion Motoren der Vernetzung von Akteuren und der Anbahnung von konkreten Innovationsvorhaben.

Konkrete Maßnahmen im Handlungsbereich Best Practice und Leuchttürme:

Umsetzung Best-Practices-Vorhaben unterstützen

Um Unternehmen als KI-Pioniere von Best-Practice-Beispielen zu fördern, sollten weiterhin KI-Pilot- und Machbarkeitsstudien unterstützt werden. Die im Mai 2023 gestartete zentrale Anlaufstelle KI (siehe Kapitel 1.4) sollte Unternehmen in einem ersten Schritt Beratungs- und Informationsangebote zur Finanzierung von sowie Entwicklungspartner für Machbarkeitsstudien anbieten. Um zu vermeiden, dass das so entdeckte Potenzial ungenutzt bleibt, sollte eine Unterstützung bei der Umsetzung folgen [5]. Um Unternehmen beim Aufbringen der hohen Kosten der Anfangsinvestition für KI-Projekte zu unterstützen, sollten die existierenden Maßnahmen zur Förderung von Innovation in Unternehmen eine stärkere KI-Ausrichtung erhalten [6].

Umsetzung Erfahrungen aus KI-Pilot- und Machbarkeitsstudien sammeln 

KI-Pilot- und Machbarkeitsstudien sollen systematisch gesammelt und katalogisiert werden. Hierzu sollen alle brandenburgischen KI-Enabler und ‑Multiplikatoren der zentralen Anlaufstelle KI (siehe Kapitel 1.4) Informationen aus den von ihnen betreuten KI-Vorhaben zuliefern. Dabei gilt es nicht nur, die Erfahrungen der erfolgreichen Implementierungen aufzuzeigen, sondern auch die Erfahrungen aus gescheiterten oder gestoppten Vorhaben, die mit den KI-Enablern geteilt werden. Um brandenburgischen KI-Pionieren mehr Sichtbarkeit zu geben, sollen Best-Practice-Beispiele für die Kommunikation entsprechend aufbereitet werden. Die Erfassung und Darstellung der Best-Practices-Vorhaben sollen unbedingt mit den Unternehmen abgestimmt werden, um eine ungewollte Preisgabe von Geschäftsgeheimnissen zu vermeiden und einen Vorteil für die Unternehmen wie Image-Gewinn oder Vernetzung zu identifizieren.

Im Folgenden sind bereits folgende Aktivitäten als KI-Piloten bzw. Machbarkeitsstudie identifiziert.

KI-Pilot- und  Machbarkeitsstudie  1:
KI Wärmeenergie (KITE: KI-Tool Energiewende) 

Der Pilotansatz muss in den kommenden Monaten mit dem KITE-Team im MWAE diskutiert und konkretisiert werden.

KI-Pilot- und Machbarkeitsstudie 2:
5G Pilot autonomes Fliegen, 5G Testbed

Das Land Brandenburg hat sich erfolgreich um die Fördergelder zum 5G Testbed beworben. Nähere Informationen finden Sie auf der Projektseite des BMDV: https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Artikel/DG/InnoNT-Projekte/5g-testbed-bb.html.

KI-Pilot- und Machbarkeitsstudie 3:
Verkehrsdatenplattform mit KI zur optimierten Verkehrsteuerung in Brandenburg

Im Rahmen ihrer Smart City Strategie plant die Landeshauptstadt Potsdam (LHP) eine Verkehrsdatenplattform zu entwickeln. Diese Plattform soll Schnittstellen zu ihren Nachbarkommunen haben, um die gemeinsamen Verkehrsströme zu erfassen und in eine Verkehrsplanung einfließen zu lassen. Die Erweiterung dieser Plattform um eine KI-Steuerung könnte zur Optimierung der Verkehrsströme genutzt werden. Über den strategischen Handlungsrahmen der Hauptstadtregion könnte diese Maßnahme als gemeinsamer KI-Pilot von Brandenburg und Berlin[7] aufgebaut werden.

KI-Pilot- und Machbarkeitsstudie 4:
Klimabasierte Arbeitssicherheitshinweise für Arbeitnehmer und Arbeitgeber

Hintergrund:

Im Rahmen der Smart City Strategie überlegt die Landeshauptstadt Potsdam LHP ihren Bürger:innen Klima relevante Informationen zur Verfügung zu stellen.

 Das Robert Koch-Institut (RKI) in Wildau plant Klimadaten und epidemiologische Epidemie Daten miteinander über KI-Lösungen zu analysieren.
Daraus ergibt sich die Idee, dass 

Idee:

Eine in Brandenburg zu etablierende Organisation erstellt mittels KI-Methoden tagesaktuelle arbeitsmedizinische Empfehlungen für verschiedene Gruppen von Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen erstellt. Diese sind aufgrund des sich rasch ändernden Klimas in Brandenburg nicht im Bewusstsein der Zielgruppen und stellt diese ihnen bereit. 

Beispielhafte Zielgruppen wären/sind Arbeitnehmer:innen /und Arbeitgebergeber:.innen aus dem Bereichen Landwirtschaft, Hoch- und Tiefbau, (Lager)Logistik.

KI-Pilot- und Machbarkeitsstudie 5:
Kompetenz basierte Fachkräfteplattform

Basierend auf einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2020 überlegt die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (SenWEB) zusammen mit den Agenturen für Arbeit, Berlin Partner und der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WWFBB), wie sich der Ansatz einer Kompetenz basierten Fachkräfteplattform für die Hauptstadtregion umsetzen lässt. Das Herzstück dieser Plattform ist ein KI-Algorithmus Algorithmus, der Kompetenzanforderungen von Bewerberprofilen mit Kompetenz von Talenten vergleicht, wobei die formalen Abschlüsse und Qualifikationen hierbei in den Hintergrund treten. Ein analoges Beispiel außerhalb des IT-Sektors zur Umsetzung wurde von der WFBB gebracht. So wurde ein  (Fachkräftemangel für Industriemechaniker durch Zahntechniker gefüllt). Die Umsetzung dieser Maßnahme wird zusammen mit der Abteilung Arbeit im MWAE geklärt.

KI-Pilot- und Machbarkeitsstudie 6:
Daten gestützte Gesundheitsvorsorge

Das Ernst-von-Bergmann Klinikum hat im Rahmen der Smart City/Region Strategie der Landeshauptstadt Potsdam einen KI-basierten Ansatz zur datengestützten Gesundheitsvorsorge angedacht, der jedoch inhaltlich nicht in diese Strategie der LHP passt. Hier soll im Rahmen der KI-Pilot Identifikation geklärt werden, ob der Ansatz ein potentieller KI-Pilot ist. Es soll dazu, zusammen mit der Abteilung Gesundheitswirtschaft im MWAE, im Bereich der Gesundheitswirtschaft für Brandenburg darstellen kann. Ende 2023 die Möglichkeit zur Umsetzung des Projekts untersucht werden.

 

Umsetzung Best-Practice-Beispiele kommunizieren

Die Sammlung von Best-Practice-Beispielen spielt eine wichtige Rolle bei der Veranschaulichung des konkreten Anwendungspotenzials von KI und dient zur Sensibilisierung weiterer Unternehmen. So könnten Unternehmen, die an Best-Practice-Beispielen mitwirken, an regionalen Informationsveranstaltungen teilnehmen, die bereits am Digitalwerk in Werder oder dem IMI –- Innovationszentrum Moderne Industrie Brandenburg in Cottbus bestehen oder auf solchen aufbauen. Auch das KI-Servicezentrum Berlin-Brandenburg am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam (KISZ-BB), gefördert durch das BMBF, bietet für Unternehmen kostenlose Beratungen und KI-Standardlösungen und etabliert somit Best-Practices. 

Eine Besonderheit in Brandenburg ist dabei die starke Heterogenität der Unternehmenslandschaft, für die eine Strategie der standardisierten Kommunikation ungeeignet wäre. Es bietet sich stattdessen an, Best-Practice-Beispiele breit zu streuen und so, beispielsweise über Multiplikatoren wie Unternehmensstammtische oder Akteure wie das Digitalwerk, viele kleinere Unternehmen zu erreichen. Die Best-Practice-Beispiele sollen ferner auch über die Plattform Lernende System kommuniziert werden, um somit das Potential brandenburgischer KI-Anwender auf nationaler Ebene sichtbar zu machen.

Wichtigste Rolle spielt dabei die ZAKI, die entsprechende Beispiele identifiziert und die Akteure bei der Kommunikation unterstützt.

 

Umsetzung Leuchttürme mit Sitz im Land Brandenburg 

Als Leuchttürme, d. h. besonders hervorzuhebende exzellente Anwendungsbeispiele mit begeisternder Strahlkraft kommen insbesondere Beispiele infrage aus den Bereichen

Medienbranche: Am Standort Potsdam, wo die Medienbranche und KI-Forschung gleichermaßen stark und gut vernetzt sind, gibt es bereits global erfolgreiche Ergebnisse gemeinsamer Innovationsprojekte, die Leuchtturmcharakter haben.[7]

Geo-KI: Dieser Anwendungsbereich von KI wurde in Workshops wiederholt als Bereich brandenburgischer Forschungsexzellenz genannt. Geo-KI hat im Flächenland Brandenburg Anwendungspotenzial für Leuchtturmprojekte in unterschiedlichen Bereichen, z. B. in den Branchen Umwelt und Energie, Verkehr und Mobilität, Logistik sowie Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie.

Aber auch in anderen Bereichen sind mittelfristig Forschungs- und Entwicklungsvorhaben mit Leuchtturmcharakter zu erwarten.[8] Die in diesen Feldern bestgeeignetsten bestehenden Projektbeispiele sollen so detailliert wie möglich aufbereitet werden. Eine adäquate Präsentation umfasst eine interaktive Aufbereitung der eingesetzten KI-Methoden, z. B. in Form von in Webseiten eingebetteten Tools, und eine Darstellung der Anwendungs- bzw. Kommerzialisierungsmöglichkeiten, z. B. mittels Video-Interviews mit den Verantwortlichen. Insgesamt kann eine einmal generierte Aufbereitung auf hohem Qualitätsniveau sowohl auf Webseiten der Projekte selber, aber auch der zentralen Anlaufstelle sowie im Rahmen von Keynote-Vorträgen auf Veranstaltungsreihen genutzt werden. Darüber hinaus sollen Akteure hinter den Leuchttürmen bei der ggf. nötigen Weiterentwicklung ihrer KI-Applikationen gefördert werden.

Aufbauend auf diesen Beispielen sollen Clusterinitiativen und regionale Netzwerke eingebunden werden, um weitere Leuchttürme zu entwickeln. Die identifizierten Bereiche mit Leuchtturmpotenzial sollten auch bei der Anbahnung von Verbünden im Rahmen der Erschließung von Synergien mit überregionalen Förderprogrammen gezielt Aufmerksamkeit erhalten.

Einen Leuchtturm anderer Art stellt die Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg in Grünheide dar. Obwohl der Standort nicht auf die Entwicklung von KI ausgerichtet ist, so wird er unzweifelhaft mit dem Unternehmen Tesla in Verbindung gebracht und das Unternehmen wiederum neben dem Thema Elektromobilität vermehrt mit dem Thema KI. In diesem Kontext schafft die enorme nationale und internationale Aufmerksamkeit, die das Werk erhält, auch eine thematische Halo-Wirkung, die KI umfasst. Dies lässt sich bei der Darstellung des Themas „KI in Brandenburg“ konstruktiv nutzen. Ähnliches gilt für weitere Unternehmen in Brandenburg wie Rolls-Royce in Dahlewitz. Anreize weitere „Leuchttürme“ mit KI-Teilwirkung im Land anzusiedeln, sollen gesetzt werden. 

Im Folgenden sind folgende Leuchtturmprojekte identifiziert.

 

Leuchtturm: Tourismusmarketing mit Künstlicher Intelligenz

Ein gemeinsames Projekt zwischen Tourismus-Marketing Brandenburg (TMB) und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Dabei sollen die vorhandenen geobasierten Tourismusinformationen durch KI-Algorithmen angereichert werden und Schulungen zur Nutzung von KI für Marketeers angeboten werden. Die Umsetzung ist in Form eines Transferlabs geplant. Auch die baltischen Staaten Litauen und Lettland sind an einer Zusammenarbeit in diesem Bereich interessiert. Erste Gespräche zwischen TMB und DFKI haben stattgefunden und ein. Ein initialer Workshop ist wurde am 01.08.2023 durchgeführt. 

Leuchtturm: Chatbot-Assistent für die Abteilung Arbeit im MWAE

Hierbei handelt es sich um ein KI-Assistenzsystem für die brandenburgische Verwaltung. Mit einem Chatbot Interface sollen Mitarbeitende in der Lage sein, Fragen in Freitext zu stellen und so Informationen aus abgelegten Dokumenten etc. erhalten zu können. Eine Ausschreibung ist in Planung mit Umsetzungsziel Mitte 2024.

Leuchtturm: Wertschöpfungsketten für digitale Medien mit generativer Künstlicher Intelligenz

Es wird erwartet, dass die Filmbranche in den nächsten Jahren einen disruptiven Umbruch durch die neuen Fähigkeiten von generativer Künstlicher Intelligenz erfahren wird. Hierdurch sind viele Geschäftsmodelle und Arbeitsplätze von Firmen entlang der Wertschöpfungskette in der Filmbranche gefährdet. 

Volucap als Brandenburger Unternehmen ist in diesem Bereich Weltspitze. Gemeinsam sollen Maßnahmen erarbeitet werden, um die in Brandenburg ansässige Filmindustrie um den Standort Babelsberg gestärkt aus dieser Transformation hervorgehen zu lassen. Dazu sind Workshops zur Transformation der Wertschöpfungskette „Medien“ geplant.

 

 

Umsetzung Testfelder

Best-Practice-Beispiele und Leuchttürme dienen primär der Sichtbarmachung des Anwendungspotenzials in der Breite und in der Spitze. Zusätzlich soll die Implementierung von KI-Methoden im Rahmen von Testfeldern unterstützt werden.

Testfelder sind sehr branchenspezifisch konzeptioniert und können in ihrer Ausgestaltung stark variieren. Sie bedürfen nicht zwingend eines angepassten regulatorischen Rahmens, sondern sind insbesondere lohnenswert, wenn branchenspezifische, exemplarische Anwendungsszenarien in den Blick genommen werden, die in einem überdurchschnittlichen Umfang lokal oder regional umsetzbar sind.

Als Branchen mit entsprechenden Voraussetzungen im Flächenland Brandenburg bieten sich dafür beispielsweise Logistik, Gesundheits- und Agrarwirtschaft an. Der Aufbau und die Konzeption von Testfeldern soll hinsichtlich spezifischer Bedarfe unterstützt werden, die die Akteure an die Politik richten.

Testfeld 5G Mobilität

Klärung des Demonstrators, der sich zurzeit in der Antragsphase befindet: Siehe KI-Pilot- und Machbarkeitsstudie 2: 5G Testbed

Testfeld Verkehrsdatenplattform für die Hauptstadtregion

Ausgehend von der geplanten Verkehrsdatenplattform in der LHP eine KI-basierte Lösung zur Verkehrsoptimierung entwickeln, die Berlin und weiteren Kommunen in Brandenburg zur Nutzung angeboten wird. Siehe KI-Pilot- und Machbarkeitsstudie 3: Verkehrsdatenplattform mit KI zur optimierten Verkehrsteuerung.

 

Vernetzung

Die Vernetzung der einzelnen Akteure spielt eine große Rolle, insbesondere auch, um kleine Unternehmen, die eventuell noch einen sehr geringen Digitalisierungsgrad haben, überhaupt mit Maßnahmen erreichen zu können. Dies gilt auch für die Entwickler von KI-Anwendungen, die mit Entwicklern und anderen Akteuren auf nationaler und internationaler Ebene vernetzt sein müssen. Daher sind Maßnahmen zur besseren Vernetzung der Akteure eine wichtige Grundlage für den Erfolg potenziell weiterer Maßnahmen zur Forcierung des Einsatzes von KI in brandenburgischen Unternehmen.

Für die Vernetzung in der Breite können als KI-Enabler die bestehenden Transfereinrichtungen dafür gewonnen werden, die bis dato vor allem Digitalisierungsprojekte der brandenburgischen Unternehmen unterstützen, auch stärker KI-Anwendungen zu thematisieren. Für die Vernetzung in der Spitze, also mit speziellem Fokus auf die Anbieter von KI-Anwendungen in Brandenburg, kann insbesondere auf die bereits etablierten Clusterstrukturen im Land zurückgegriffen werden, um konkrete Aktivitäten zu unterstützen. Ziel ist die Befähigung der Akteure, mit nationalen, europäischen und anderen supranationalen Einrichtungen, Anwendungen der KI zu entwickeln und für die regionale Wirtschaft nutzbar zu machen.

Konkrete Maßnahmen im Handlungsfeld Vernetzung:

Umsetzung Vernetzung durch Sichtbarkeit

Vernetzung von IT- und Anwenderbranchen sowie KI-Enablern ist eine wichtige Voraussetzung um Unternehmen, die bereits für den Einsatz von KI sensibilisiert sind, die Möglichkeit zu geben, entsprechende Anwendungen zu entwickeln, zu testen, zu implementieren oder zu pflegen. Entsprechende Akteurslisten sind für viele Kleinunternehmen als Referenzen und Ansprechpartner wichtig, um einen Transformationsprozess anstoßen zu können. Auf Bundesebene ist es möglich, derartige Informationen bereitzustellen, beispielsweise über das Programm Mittelstand Digital, das bereits an verschiedenen Stellen mit brandenburgischen KI-Enablern und Multiplikatoren vernetzt ist, oder die Plattform Lernende Systeme. Um brandenburgischen Unternehmen Informationen mit möglichen Umsetzungspartnern zugänglich zu machen, sollte die zentrale Anlaufstelle KI die Bestände bei KI-Enablern und Multiplikatoren erfassen und zur Verfügung stellen.

Bereits umgesetzt wurde der AI-Research-Atlas, der die Wissenschafts- und Forschungslandschaft im Bereich KI in Brandenburg darstellt [10]. (https://ai-science-atlas.innohub13.de/)Die Vorstellung erfolgte am 01. Dezember 2022[11].

Im Juni 2023 wurde in Zusammenarbeit zwischen MWAE, MWFK, ZAKI, Cluster IKT und der Präsenzstelle der Hochschulen im Land Brandenburg in Luckenwalde der 2. Brandenburger KI Tag veranstaltet[12].

Im September 2023 ist eine „KI-Landpartie“ [13] durch das NET4AI, die ZAKI, das Cluster Medien IKT der WFBB und lokale KI-Akteure geplant. Damit soll die Sichtbarkeit von KI für Unternehmen außerhalb der größeren Städte in Brandenburg gestärkt werden.

Umsetzung KI-Netzwerkstrukturen

Das MWAE unterstützt im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW-I) den Aufbau von Kooperationsstrukturen zu Digitalisierungsthemen. Geplant ist dabei auch die Unterstützung für Netzwerkstrukturen, die sich primär mit KI-relevanten Aspekten beschäftigen. Die Netzwerke können bis zu neun Jahre mit max. 600.000 Euro unterstützt werden. Einen Anfang 
bildet das Wildauer Netzwerk Künstliche Intelligenz , welches gerade an den Projektstart geht, ist ein Netzwerk aus Akteuren aus der Wissenschaft an der TH-Wildau. Ziel ist es Brandenburger Unternehmen als Ansprechpartner für den Einsatz von datengetrieben Anwendungen zu dienen.

Das Netzwerk für künstliche Intelligenz (NET4AI) ist ein GRW-I-gefördertes Netzwerk mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft. Es bietet den teilnehmenden Unternehmen Vernetzung, Austausch, Öffentlichkeitsarbeit und Unterstützung zu KI-Förderanträgen. Dazu werden regelmäßige interne Veranstaltungen (MEET4AI) und Netzwerktreffen (DIVE4AI) veranstaltet.

Umsetzung Kooperation und Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft weiter stärken

Die Verantwortung für diesen Bereich liegt im MWFK und wird in der KI-Landesstrategie Brandenburg behandelt.

Die Stärkung der Kooperation und des Wissenstransfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft bietet für beide Bereiche Potenzial. Die Wissenschaft könnte mittelfristig von zusätzlichen Forschungsgeldern und Zugang zu Daten profitieren. Unternehmen könnten wissenschaftliche Erkenntnisse schneller in die Anwendung bringen.

Ein Ansatzpunkt besteht darin, bestehende Kompetenzzentren und Vernetzungsplattformen auszubauen, zu verstetigen und die Angebote stärker zu kommunizieren.

Zudem könnte die Umsetzung von Experimentierfeldern, Reallaboren bzw. Datenmodellräumen geprüft werden. Hier stellt sich die Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen diese auch unter Beteiligung von Unternehmen möglich sind oder / und wie der Wissenstransfer alternativ gelingen kann.

Eine zukünftige Rolle kann hierbei das Lausitzer Zentrum Künstliche Intelligenz (LZKI) spielen.

Umsetzung Zusammenarbeit mit Berlin und anderen KI-Hotspots 

Während die brandenburgische Landschaft der KI-Anbieter überschaubar ist, ist das Anwendungspotenzial im Flächenland Brandenburg groß. Dem stehen in Berlin und anderen KI-Hotspots eine große Anzahl von KI-Anbietern gegenüber, die z. B. im Landwirtschafts- oder Logistikbereich nach Anwendungspartnern für die Entwicklung suchen. Um hier Angebot und Nachfrage zusammenzubringen, sollte eine stärkere regionale Vernetzung mit dem Berliner Ökosystem angestrebt werden. Als eine weitere Maßnahme zur Sicherung der Fachkräfte sollten Werbematerialien für internationale KI-Fachkräfte im Großraum Berlin über das Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft erstellt werden. Dazu werden Gespräche zwischen dem Cluster IKT und dem MWAE im Q3/2023 geführt.

Umsetzung „Start-up Center Europe“

(Dieses Thema wird in der KI-Landesstrategie Brandenburg weiterverfolgt.)

Umsetzung Bestehende Strukturen nutzen

In der Sensibilisierung von KI-Unternehmen durch Informations- und Vernetzungsveranstaltungen spielen Clusterinitiativen eine wichtige Rolle. Um Synergieeffekte zu nutzen sowie bereits bestehende Netzwerkstrukturen zu festigen, sollte die Kooperation der zentralen Anlaufstelle KI mit bestehenden Clusterinitiativen gesucht werden. Branchen- und Unternehmerverbände spielen darüber hinaus eine wichtige Rolle als Vertrauensträger der Unternehmen. Um diese als Multiplikatoren zu gewinnen und zu erhalten, sollten sie über Vorteile und Einsatzmöglichkeiten von KI in verschiedensten Bereichen gezielt informiert werden.

 

Sensibilisierung

Das ungenutzte Wertschöpfungspotenzial durch KI-Anwendung, das von den Expert:innen beschrieben wurde, beruht in großen Teilen auf einer Informationsasymmetrie: Die potenziellen Anwendungsunternehmen der brandenburgischen Wirtschaft sind sich über konkrete Anwendungs- und Wertschöpfungspotenziale im Unklaren, sodass sie selbst bei grundsätzlichem Interesse nicht wissen, welche Anwendungen für sie wirtschaftlich sein könnten, und sie daher keine klaren Anforderungen an KI-Anbieter formulieren können. Diese Informationsasymmetrie kann durch Sensibilisierungsmaßnahmen verringert werden. 

Der entsprechende Bedarf besteht sowohl bei größeren mittelständischen Unternehmen, die oftmals konservativ geführt werden und KI zunächst argwöhnisch gegenüberstehen, als auch insbesondere bei Klein- und Kleinstunternehmen, bei denen ein möglicher Einsatz von KI noch gar nicht in Betracht gezogen wurde, weil das Thema zu abstrakt oder zu weit weg vom Unternehmensalltag erscheint. Neben den beschriebenen Maßnahmen zu Best-Practice-Beispielen und zur Vernetzung dient auch die Sammlung von existierenden Materialien und Leitfäden zum KI-Einsatz der Sensibilisierung von potenziellen KI-Anwendern.

Bei KI-Anbietern besteht ein gewisser Bedarf an Kenntnis um Fördermöglichkeiten und Anwendungspotenzial, der allerdings im Vergleich deutlich geringer ist als der Sensibilisierungsbedarf der KI-Anwender. KI-Enabler sollen dafür Sorge tragen, dass die potenziellen KI-Akteure aus dem Großraum Berlin-Brandenburg optimal über die Möglichkeiten der KI-Nutzung und Einführung im Land Brandenburg informiert sind.

Konkrete Maßnahmen im Handlungsfeld Sensibilisierung:

Umsetzung Zentrale Anlaufstelle KI

Die Funktion der zentralen Anlaufstelle KI gliedert sich in drei Teilaufgaben:

Die verschiedenen KI-Akteure im und für das Land Brandenburg so effizient wie möglich zu vernetzen

Den kontinuierlichen Erfahrungs- und Informationsaustausch zwischen den für das Land Brandenburg relevanten KI-Enablern zu organisieren

Die Informationen für die Kommunikation zu KI und Beratungsangeboten aktuell und sichtbar zu halten und an die entsprechenden Akteure weiterzuleiten

Die Aufgaben der Vernetzung beinhalten auch einen regen Austausch mit der Berliner KI-Landschaft und Schnittstellenfunktion zu der vom MWFK angedachten zentralen Ansprechperson für KI im Bildungssektor.

Für eine solche zentrale Anlaufstelle mit übergeordnet beratender Funktion bietet sich die Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH (WFBB) an, die bereits vielen brandenburgischen Unternehmen als etablierter und bewährter Partner für Innovationsprojekte bekannt ist und über gute entsprechende Kompetenzen verfügt. Idealerweise soll keine gesichtslose Institution, sondern eine Person als ganz konkreter Kontakt sichtbar werden. Diese Anlaufstelle sollte möglichst mit dem dort bereits bestehenden Clustermanagement IKT, Medien und Kreativwirtschaft kooperieren.

Da durch verschiedene Stellen auf Landes- und Bundesebene bereits groß angelegte und zielgruppengerechte Sensibilisierungsbemühungen unternommen werden, sollte für eine hohe Effektivität die zentrale Anlaufstelle KI die unterschiedlichen Sensibilisierungsbemühungen koordinieren bzw. diese den brandenburgischen Unternehmen passgenau nahebringen.

Die wesentlichen Aufgaben der zentralen Anlaufstelle KI sind somit die Erfassung, Katalogisierung, Konsolidierung und Koordination von:

  • Informationsmaterialien zu KI-Anwendungen, KI-Readiness[9], KI-Wertschöpfungspotenzial und Herausforderungen hinsichtlich Akzeptanz, Informationssicherheit, Regulierung, Geschäftsmodellentwicklung und digitaler Souveränität
  • Übersichten der brandenburgischen Best-Practice-Beispiele
  • Informations- und Vernetzungsveranstaltungen von KI-Enablern
  • Informationen zu relevanten KI-Akteuren
  • Fördermöglichkeiten
  • Maßnahmen zum Kompetenzaufbau
  • Pflege der KI-Strategie in Rücksprache mit dem MWAE als „Living Document“ (auf einer Webseite)
  • Kontakt zu nationalen und internationalen Aktivitäten (z.B. GAIA-X)

 

Umsetzung Sichtbarkeit erzeugen

Die zentrale Anlaufstelle KI soll einen hohen Grad an Sichtbarkeit haben und mit Blick auf die Unternehmensstruktur niedrigschwellig kontaktierbar sein. Dazu gehört die Auffindbarkeit über gängige Social-Media-Plattformen [10], die im Rahmen einer Crossposting-Strategie bespielt werden können. Diese Social-Media-Aktivitäten können mit einer übersichtlichen Webseite ergänzt bzw. verzahnt werden, die einen Wegweiser zu den oben genannten Informationen bildet. Alle Informationen bzw. Vernetzungsmöglichkeiten sollen idealerweise direkt mit den jeweiligen, auch externen, Ansprechpartnern verknüpft sein. Damit wird auch der Anspruch der Ansprechbarkeit nach außen kommuniziert. Des Weiteren sollten im Rahmen der Vernetzung die Kontakte mit Unternehmer- und Branchenverbänden gepflegt werden, um diese als Vertrauensträger und Multiplikatoren zu gewinnen.

Umsetzung Informations- und Beratungsmaterialen

Hervorzuheben ist, dass die zentrale Anlaufstelle KI den Unternehmen in allen Phasen des Innovationsprozesses zur Verfügung stehen sollte.

Da für die frühen Innovationsphasen der grundsätzlichen Sensibilisierung, der KI-Readiness, der Ideenfindung und der Konzeption von KI-Projekten die größte Informationsasymmetrie in der brandenburgischen Wirtschaft besteht, sollte hier der Schwerpunkt der Sensibilisierungsbemühungen wie folgt gelegt werden:

Informationsveranstaltungen und Ausbau der Vernetzungs- und Beratungsangebote für Unternehmen

Bestehende öffentliche und private KI-Unterstützungsangebote sichtbar machen

Zielgruppengerechte Aufbereitung von Informationen zu Wertschöpfungs- und Anwendungspotenzialen sowie zur Akteurslandschaft

Für viele Anwendungsszenarien wurden im Rahmen von Initiativen des Bundes schon sehr passende und zielgruppengerechte Sensibilisierungsmaterialien erstellt, die es zu sammeln und durch die etablierten Kommunikationskanäle in Brandenburg zu streuen gilt. Als Beispiele sind hier das „KI-Kochbuch“  [11]der Mittelstand 4.0 Kompetenzzentren und der Leitfaden „KI im Mittelstand“ [12] der Plattform Lernende Systeme genannt, die in Abbildung 3 dargestellt sind, außerdem der „KI-Readiness-Check“ [13] des Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrums Kaiserslautern. Solche Materialien gilt es zu sammeln, zu strukturieren und den entsprechenden Multiplikatoren, KI-Enablern und Anwendungsunternehmen zur Verfügung zu stellen. Sollten hierbei Lücken sichtbar werden, wären eigene Informationsmaterialien zu erstellen.
Es sollen auf der Webseite der ZAKI Massive Open Online Courses (MOOC) zum Thema KI angeboten werden. Die Umsetzung soll bis zum Ende 2023 erfolgen.

 

Umsetzung Einstiegs-KI-Scouts mit Mentorenfunktion

Der Kontakt mit individuellen Köpfen und mit spezifischen Beispielen ist der Schlüssel zum Erfolg, um KI als Thema in die Breite der brandenburgischen Unternehmenslandschaft zu bringen. Dafür sollen Einstiegs-KI-Scouts initiiert werden, bei denen es sich um mit der Region bzw. dem Land vertrauten Expert:innen handelt, welche als weitere Anlaufstellen zur auf die regionale Unternehmensstruktur abgestimmten KI-Beratung dienen. Die Einstiegs-KI-Scouts sollen das Beratungsangebot der KI-Trainer ergänzen, die im Rahmen der Mittelstand-Digital-Zentren durch das BMWK initiiert wurden, insbesondere mit Fokus auf technologieferne Kleinstunternehmen. Die Gesamtübersicht der Unterstützungsmaßnahmen liegt bei der zentralen Anlaufstelle KI, welche Hinweise und Hintergrundinformationen zum jeweils passenden regionalen oder inhaltlichen Angebot geben kann. Zur Vermeidung möglicher Überschneidungen ist im Vorfeld allerdings eine Kohärenzklärung mit den bereits in diesem Feld agierenden Projekten erforderlich, insbesondere auch dem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) geförderten Regionalen Zukunftszentrum.
Im Q3/2023 wird die ZAKI dazu Workshops mit den IHKs planen und durchführen.

 

Kompetenzaufbau

Der kontinuierliche Kompetenzaufbau in Unternehmen durch qualifizierte Fachkräfte ist eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Nutzung von KI-Anwendungen. Grundsätzlich stehen den Unternehmen dabei verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: Dazu gehört das Einstellen von qualifiziertem Personal, die (kontinuierliche) berufliche Qualifizierung von bereits vorhandenem Personal – oder die Zuhilfenahme externer Expertise. Befragungen brandenburgischer Akteure haben hier bereits gezeigt, dass die Nähe zur Metropolregion Berlin ein wichtiger Vorteil bei der Rekrutierung von nicht-lokalen Fachkräften darstellt. Darüber hinaus sind Maßnahmen denkbar, die auf die Nutzung lokaler Fachkräfte und den Wissenstransfer aus der brandenburgischen Wissenschaftslandschaft in die brandenburgischen Unternehmen abzielen. Überdies gilt auch hier, dass im Wettbewerb um Fachkräfte nur die Unternehmen obsiegen werden, die zukünftig attraktive Arbeitsbedingungen im Sinne Guter Arbeit bieten.

 

Konkrete Maßnahmen im Handlungsfeld
Kompetenzaufbau:
Umsetzung Auf- und Ausbau der bestehenden 
Transferakteure 

Es existieren bereits spezifische, auf Digitalisierung ausgerichtete Transferakteure im Land. Eine Auflistung findet sich in Kapitel 2.3.1[19] . Eine wichtige Rolle spielen die vom BMWi geförderten Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren und das vom BMAS und dem MWAE geförderte Zukunftszentrum Brandenburg. Der Fokus der Aktivitäten dieser und weiterer Transferakteure soll zukünftig um das Thema KI ergänzt bzw. deutlich erweitert werden. Die Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren verfügen über spezielle KI-Trainer, die u. a. mit Workshops, Roadshows und direkt in Unternehmen arbeiten. Dies stellt einen bereits umgesetzten Schritt in die vorgesehene Richtung dar. Die relevanten Transferakteure sollen für das Thema KI strategisch ausgerichtet, personell strukturiert und methodisch ausgestattet werden, da der KI in der aktuellen und weiter andauernden Phase der Digitalisierung eine Schlüsselrolle zukommt.

Umsetzung Fachkräftesicherung

Eine Basis zur Fachkräftesicherung im Bereich KI soll der Ausbau der Kapazitäten in relevanten Studiengängen an den brandenburgischen Hochschulen sein. Dazu zählt die Erhöhung der Studienplätze in bestehenden Studiengängen an Universitäten und Fachhochschulen sowie der Ausbau weiterer Dualer Studiengänge mit einer insgesamt erhöhten Anzahl an Studienplätzen.

Umsetzung Personalaufbau 

Ein Schlüsselelement des Kompetenzaufbaus zu Digitalisierungsaspekten und spezifisch zu KI ist das Gewinnen und Halten des qualifizierten Personals. Dazu zählen insbesondere Absolvent:innen brandenburgischer Universitäten und Hochschulen, die Curricula durchlaufen, die KI-relevante Inhalte umfassen. Informationsinhalte und Formate sollen geschaffen werden, um Unternehmen und Fachkräfte zusammenzuführen. Des Weiteren ist die Nähe zur Metropolregion Berlin ein wichtiger Vorteil bei der Rekrutierung von nicht-lokalen Fachkräften, entweder aus Berlin oder über Netzwerke in ganz Deutschland, Europa und international. Mit dem Förderprogramm „Brandenburger Innovationsfachkräfte“ sollen Unternehmen auch zukünftig dabei unterstützt werden, KI-kompetente Absolventen für die Realisierung betrieblicher Innovationsprojekte zu gewinnen.
Dies  Umsetzung dieser Aktivität wird mit der Abteilung Arbeit des MWAE geklärt.

Umsetzung Personalqualifizierung

Ein zweites Element des Kompetenzaufbaus besteht in der beruflichen Qualifizierung bereits vorhandenen Personals. Dazu kann insbesondere auf die Ergebnisse des Projektes „en[AI]ble“ (KI-Zusatzqualifizierung – Für eine produktive und menschengerechte Arbeitsgestaltung)[14] des Instituts für Angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa) zurückgegriffen werden. Diese Art des Kompetenzaufbaus bietet den Vorteil, dass durch die bereits vorhandene Innenperspektive die Nutzbarmachung von KI im konkreten Anwendungsfall erleichtert wird. Zudem hinaus ermöglicht die Qualifizierung bereits vorhandenen Personals seine partizipative Einbindung in die Gestaltung der eigenen künftigen Arbeit. Zur Unterstützung soll über die zentrale Anlaufstelle KI der Zugang zu Schulungsmöglichkeiten in ganz Brandenburg und darüber hinaus erleichtert werden.

Umsetzung Externe Expertise

Ein weiteres Element des Kompetenzaufbaus besteht in der Einbindung externer Expertise. Hier stellt die Nähe zur Metropolregion Berlin den wichtigsten Faktor dar, wenn es darum geht, geeignete Dienstleister oder weitere externe Kooperationspartner zu finden. Die Möglichkeiten der Verwaltung, entsprechende Kooperationspartner zu vermitteln, sind begrenzt. Dennoch soll im Rahmen dieser Möglichkeiten die zentrale Anlaufstelle KI Fingerzeige zu geeigneten Anlaufstellen und Ansprechpartnern in Berlin geben, die ein Matching mit Kooperationspartnern erleichtern können. Auch international sind Fachkräfte mit spezifischem Implementierungswissen zu KI wie Data Scientists oder Data Engineers gefragt. Dennoch lassen sich im Speziellen für die Umsetzung weniger komplexer KI-Anwendungen mittlerweile Absolvent:innen bzw. Fachkräfte zeitnah finden. Wie schon zuvor beschrieben, werben Unternehmen aus Brandenburg in diesem Kontext mit der Metropolregion Berlin-Brandenburg. Dazu sollen auch hier die Erfahrungen aus dem Projekte „en[AI]ble“ genutzt werden und das weitere Vorgehen zwischen ZAKI, WFBB und MWAE abgestimmt werden.

 

Förderbedingungen

Die Förderbedingungen für Projekte zu unterschiedlichen Phasen des Innovationsprozesses sind ein wichtiger Erwägungsfaktor für Unternehmen, die KI-Projekte planen. Dabei geht es nicht nur um die initiale Förderung der Implementierung wie auch die Entwicklung von KI-Methoden, sondern auch um eine möglichst prozessbegleitende Unterstützung und Beratung. Deshalb sollen die existierenden Fördermaßnahmen angepasst, abgestimmt und nach Prüfung ggf. ergänzt werden.

Für KI-Anbieter sind dabei Förderprogramme zu weiteren Forschungs- und Entwicklungsarbeiten relevant. Für KI-Anwender genügt es nicht immer, Fördermittel grundsätzlich zur Verfügung zu stellen. Vielen Unternehmen sind staatliche Förderprogramme nicht bekannt bzw. sind die damit zusammenhängenden notwendigen Prozesse nicht ersichtlich. Diese Unternehmen benötigen oft eine Unterstützung und Beratung bei der Inanspruchnahme von Fördermitteln. Obendrein werden Fördermaßnahmen häufig erst dann interessant, wenn die konkrete Idee für das Projekt schon ausgearbeitet ist. Gerade bei Kleinstunternehmen bzw. technologiefernen Unternehmen ist es hinsichtlich der Anwendung von KI jedoch häufig so, dass bereits bei der Entwicklung der Projektidee Unterstützung gebraucht wird. Hierfür ist eine finanzielle Hilfe von öffentlicher Hand nicht immer notwendig, jedoch ein begleitendes Beratungsangebot, das in Rahmen der Sensibilisierung in Kapitel 1.4 bereits beschrieben wurde.

Konkrete Maßnahmen im Handlungsfeld
Förderbedingungen:
Umsetzung Sichtbarkeit von Fördermaßnahmen stärken

Die Fördermöglichkeiten in Brandenburg sind gut, allerdings sind diese den Unternehmen nicht immer bekannt. Um bestehende KI-Unterstützungsangebote sichtbarer zu machen, sollte die zentrale Anlaufstelle KI eine praxisnahe Übersicht für die Wirtschaftsakteure erstellen und diese mithilfe der KI-Enabler und Multiplikatoren nachdrücklich bewerben.

Umsetzung Fördermaßnahmen weiterentwickeln

Eine Schlüsselrolle kommt den landeseigenen Förderinstrumenten BIG-Digital und ProFit zu, die bereits in der Vergangenheit KI-Innovationen ermöglicht haben. Auf diese Erfolge gilt es nun aufzubauen: Dazu gehört u. a. eine stärkere Sichtbarmachung der landeseigenen Förderinstrumente als Förderinstrumente für KI. Das von der zentralen Anlaufstelle KI kurierte Informationsangebot soll konkrete Beispiele von KI-Förderprojekten umfassen. Zur Ausrichtung auf die Förderung von KI-Projekten sollen die Ergebnisse von Wirksamkeitsanalysen der Förderinstrumente berücksichtigt werden.

Zusätzlich soll geprüft werden, ob eine neue spezifisch auf die Förderung von KI-Projekten ausgerichtete Fördermaßnahme erarbeitet und aufgesetzt werden kann und soll.

Umsetzung Synergien mit europäischen und nationalen Förderprogrammen erschließen 

Die vorliegende KI-Strategie hat große Überschneidungen mit und wichtige Anknüpfungspunkte zu der KI-Strategie der Bundesregierung und den Europäischen Strategien für KI und für Daten. Da die Bundesregierung und die Europäische Kommission oft signifikante Mittel für die lokale Projektförderung zur Durchsetzung strategischer Ziele bereitstellen, ergeben sich hier künftige Möglichkeiten, KI über den Landesetat hinaus zu fördern [15]. Um möglichst viele Bundes- und EU-Mittel für KI-Innovationen in Brandenburg zu gewinnen, sollte das MWAE den Dialog mit den fördergebenden Stellen etablieren und pflegen, um möglichst früh über Möglichkeiten informiert zu sein. Weiterhin sollte umfangreiche Unterstützung für die Anbahnung von Verbünden und Antragstellung bereitgestellt werden. Auf weitere Finanzierungsmöglichkeiten in der Region Lausitz, die ebenfalls für Digitalisierung- und KI-Projekte genutzt werden können, wurde in 1.1 eingegangen.

Das Land Baden-Württemberg plant hier die Einreichung eines „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI). Es gab hierzu zwischen dem MWAE und dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg einen Austausch zu diesem Thema. Brandenburg wird das IPCEI unterstützen.

 

Gute Arbeit

Mit der Einführung von KI besteht – anders als bei vorangegangen Prozessänderungen, die immer Technologie zentriert getrieben waren – das erste Mal die Möglichkeit, im Rahmen eines Change-Managements die Prozessänderungen auch Menschen zentriert zu denken [16]. Hierzu sind angestrebte KI-Systeme und ihr betrieblicher Impact bereits zu Beginn des Prozesses in das jeweilige Verhältnis Mensch – Organisation – Technik einzuordnen und Auswirkungen sichtbar zu machen.

Die Einführung von KI kann in den Betrieben einen Partizipationsschub auslösen und KI-Assistenzsysteme können die Qualität der Arbeitsbedingungen erhöhen. Wenn das Change-Management als beteiligungsorientierter Entwicklungs- und Implementierungsprozess betrieben wird, kann dies in den Betrieben die Nachhaltigkeit und die Akzeptanz des Einsatzes von KI verbessern. Das Change-Management sollte daher „by design“-Kriterien Guter Arbeit von Beginn an berücksichtigen und so dazu beitragen, Arbeitsbedingungen zu verbessern, psychische und physische Arbeitsbelastungen zu reduzieren oder auch redundante Tätigkeitsinhalte abzulösen. Darüber hinaus ermöglicht die Qualifizierung bereits vorhandenen Personals eine partizipative Einbindung des Personals in die Gestaltung der eigenen künftigen Arbeit. 

Die Einführung von KI-Anwendungen soll für Unternehmen ein möglicher Startpunkt dafür sein, eine Kultur des lebenslangen Lernens zu initiieren, sofern noch nicht vorhanden. Diese ermöglicht es, eine entsprechende Kompetenzentwicklung für den Bereich KI und die Beschäftigten zu leisten. Insbesondere müssen die generativen KI-Tools (z.B. ChatGPT) Berücksichtigung finden, da eine Beherrschung und Kenntnisse im Umgang mit diesen Tools Voraussetzung für effiziente Arbeit im zukünftigen Arbeitsalltag sein werden.

Diese Aspekte sollen auch in die Beratung der ZAKI einfließen und eine Nutzung bereits vorhandener Materialien (z.B. Kursangebot des DFKI für Geschäftsführungen) soll auch zum Kompetenzaufbau bei Geschäftsführungen und Betriebsräten beitragen.

Konkrete Maßnahmen im Handlungsfeld Gute Arbeit:
Umsetzung Einbindung von Aspekten Guter Arbeit in die KI-Beratungsleistungen 

Um die Unternehmen für das Thema Gute Arbeit zu sensibilisieren, sollen Aspekte zu Guter Arbeit während der KI-Sensibilisierungs- und KI-Beratungsaktivitäten durch die Transferakteure von Beginn an mitbedacht werden. Entsprechende Beratungsinhalte und Handlungshilfen werden erstellt.

Umsetzung Kompetenzaufbau bei  Geschäftsführungen und Betriebsräten

Insbesondere die Betriebsparteien Geschäftsführung und Betriebsräte sind beim Thema Gute Arbeit wichtige Entscheidungsträger. Um diese mit den Beratungs- und Sensibilisierungsangeboten zu erreichen, sollen sie zielgerichtet angesprochen werden.

 

Übergeordnete Maßnahmen

Neben den notwendigen Rahmenbedingungen zur Implementierung von KI-Anwendungen in den Unternehmen bedarf es des Austauschs mit anderen gesellschaftlichen und politischen Bereichen, welche auf die Entwicklung einer Landesstrategie KI für Brandenburg einzahlen. Bei Methoden der KI handelt es sich um Werkzeuge, die ein hohes Innovationspotenzial haben und in nahezu allen Branchen bzw. Anwendungsbereichen eingesetzt werden bzw. eingesetzt werden können. Deshalb ist es wichtig festzuhalten, dass die politische Gestaltung dieser Innovationswelle eine dem Thema entsprechende Dynamik aufweisen soll und eine Abstimmung mit weiteren Akteuren nötig und sinnvoll ist. Im Folgenden werden deshalb Maßnahmen zur kontinuierlichen Weiterentwicklung der Strategie sowie konkreter Abstimmungsmodalitäten beschrieben.

Auswahl übergeordneter Maßnahmen:
Kontinuierliche Weiterentwicklung der Strategie für brandenburgische Unternehmen

Die vorliegende Strategie wurde auf Basis von Analysen und Konsultationen aus dem Jahr 2021 erarbeitet. Aufgrund des hoch dynamischen Themenfeldes, welches sie betrifft, ist die Strategie nicht als Endergebnis eines abgeschlossenen Vorganges zu verstehen, sondern vielmehr als Grundlage eines Prozesses der kontinuierlichen Weiterentwicklung. Dabei sollen Vertreter aus Wirtschaft, Forschung und Anwendung weiterhin eingebunden werden, um auf aktuelle Entwicklungen reagieren zu können und das MWAE bei der Fortschreibung der Strategie kontinuierlich zu unterstützen. Die Rolle des Ansprechpartners und die Pflege der Strategiedokumente übernimmt die ZAKI ab August 2023.

Umsetzung Kooperation der Kompetenzträger zur Entwicklung der brandenburgischen KI-Landesstrategie

Da KI von einem Forschungsthema der Informatik mittlerweile zu einem Querschnittsthema mit komplexer gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Relevanz geworden ist, bedarf es einer zielorientierten Umsetzung dieser KI-Strategie. Ebenso braucht es eine enge Abstimmung mit den Einheiten der Landesverwaltung, die strategisch ebenfalls Berührungspunkte zum Gesamtthema KI haben. Zu diesem Zweck soll die interministerielle Arbeitsgruppe (IMAG) Künstliche Intelligenz gegründet werden. Der Arbeitsgruppe sollen insbesondere Vertreter:innen des MWAE und des MWFK angehören.

Ergänzend wurde eine interministerielle Arbeitsgruppe (IMAG) Lausitz gegründet, die hinsichtlich der Initiative „Rechenzentren Lausitz“ (siehe Kapitel 1.1) in die Zusammenarbeit zur Umsetzung der hier vorliegenden KI-Strategie eingebunden ist.

Die Steuerungskompetenz zur konstruktiven Umsetzung dieser KI-Strategie liegt beim MWAE. Das MWAE arbeitet eng mit der WFBB, der ILB und den Clustern in Brandenburg, insbesondere dem Cluster IKT, Medien- und Kreativwirtschaft, zusammen. Die Kooperation der politischen und fachlichen Kompetenzträger ist vom Ziel geeint, KI in die Breite der brandenburgischen Unternehmenslandschaft zu bringen.

Umsetzung Länderübergreifenden Austausch stärken

Mehrere Bundesländer entwickeln aktuell bzw. haben vor Kurzem KI-Strategien entwickelt, die auf Basis der jeweils vor Ort herrschenden Rahmenbedingungen in der Priorisierung der konkret vorgesehenen Maßnahmen divergieren. Das Thema KI ist so wichtig, dass es für alle Bundesländer, auch diejenigen ohne explizite KI-Strategie, relevant ist. Deshalb soll der länderübergreifende Austausch zum Thema gesucht und gestärkt werden. Daraus können beispielsweise Best Practices in der politischen Adressierung des Themas, aber auch zu vermeidende Sackgassen abgeleitet werden. Im Rahmen des Länderarbeitskreises Telekommunikation, Informationswirtschaft, Post (LAK TIP) könnte hierzu eine temporäre Unterarbeitsgruppe „Künstliche Intelligenz“ eingerichtet werden, die sich fokussiert mit dem Austausch zu dem Thema beschäftigt.
Der Austausch auf operativer Ebene mit den Wirtschaftsministerien von Bayern und Baden-Württemberg wurde initiiert und wird weiter ausgebaut.

Auf internationaler Ebene wurden Kontakte zu den drei baltischen Staaten geknüpft, die ein Interesse haben, ihre Unternehmen mit brandenburgischen Unternehmen für gemeinsame Aktivitäten zusammenzubringen. In 2023 ist hierzu eine gemeinsame Veranstaltung geplant.
Möglichkeiten von Zusammenarbeit mit polnischen Unternehmen werden untersucht.

Umsetzung Austausch mit Regulatoren konstruktiv nutzen

Anwendungen der KI sind zunehmend schärfer werdenden Regularien ausgesetzt. Die Entwicklung und erfolgreiche Umsetzung KI-assoziierter Geschäftsmodelle droht durch Überregulierung verhindert zu werden.

In diesem Zusammenhang soll der regelmäßige, konstruktive Austausch mit nationalen Regulatoren gesucht werden. Deshalb soll das Land Brandenburg über den Bundesrat und über seine Vertretung im Beirat der Bundesnetzagentur (BNetzA) als nationaler Regulierungsbehörde das Regulierungsgeschehen aktiv mitprägen.

  1. Quelle: European Secondary Markets: The Growth Story For the New Decade, Cushman & Wakefield’s Data Center Advisory Group (2020), S. 3.
  2. https://www.wirtschaft.nrw/pressemitteilung/dateninfrastruktur-rheinisc…
  3. Ergänzend: Modellprojekte für die Berufsorientierung
  4. Kombinationen aus Gebietskörperschaften, öffentlichen Trägern, privaten Trägern
  5. Unterstützung sollte beim Kompetenzaufbau, der Finanzierung sowie der Vernetzung mit Partnern erfolgen.
  6. 92 BIG-Digital für Machbarkeitsstudien und Konzeption und ProFIT für die Umsetzungsphase.
  7. https://www.dwerft.
  8. Beispielsweise im Umfeld des geplanten Zentrums für Künstliche Intelligenz in der Public-Health-Forschung des Robert-Koch-Instituts mit Sitz in Wildau.
  9. https://werner.dfki.de/readiness-welcome
  10.  Beispielsweise LinkedIn, Twitter, Facebook, Researchgate.
  11. https://www.mittelstand-digital.de/MD/Redaktion/DE/Publikationen/zentru…
  12. https://www.plattform-lernende-systeme.de/files/Downloads/Publikationen…
  13. https://kompetenzzentrum-kaiserslautern.digital/readiness-check
  14. https://www.arbeitswissenschaft.net/fileadmin/Downloads/Angebote_und_Pr…
  15. z.B. im Rahmen des IPCEI-CIS oder im Rahmen nationaler Innovationsförderprogramme zu Digitalen Technologien oder Künstlicher Intelligenz.
  16. Sascha Stowasser & Oliver Suchy et al.(Hrsg.): Einführung von KI-Systemen in Unternehmen. Gestaltungsansätze für das Change-Management. Whitepaper aus der Plattform Lernende Systeme, München 2020.